…“und auch hier, in den für die Ausstellung ausgewählten neun aktuellen Arbeiten scheint es, als nehme sie den Staffelstab von Farbfläche und Lichtspiel Quintes auf. Sie kommt aber zu völlig anderen Ergebnissen. Sie arbeitet nicht mit Leinwand, Acryl- oder Ölfarbe, sondern mit Licht und nutzt vornehmlich Papier, Plexiglas und Folie. So entstehen monochromatische Fotografien, Leuchtobjekte, die von innen heraus und ohne Zusatzlicht leuchten, wie das zur Museumssammlung gehörende Werk "Ein Rotlicht" von 2001.
Quintes Lichtschlitze kondensieren sich in vielen ihrer Arbeiten. In ihrer Atem-Serie öffnen sie sich nicht nach außen, sondern stülpen sich ellipsenförmig ins Innere, es entsteht ein Sog…“
Susanne Rockweiler, Gropiusbau, Berlin, aus der Eröffnungsrede Museum artplus, Lothar Quinte und Sibylle Wagner, 2017
Licht und Schatten sind im Werk von Sibylle Wagner nicht einfach nur Klangfarben, sondern die Resonanzräume, in denen sich das volle, pralle und oft genug kärgliche Leben unseres Menschseins bewegt. Ihre Arbeiten sind durchlässig für das Licht und sie werfen Schatten. Wie das geht, kann man hier sehen und zur Zeit auch in der St. Matthäus-Kirche beobachten, wo Sibylle Wagner eine große Kreuz-Installation über dem Altar eingerichtet hat.
Christhard Neubert, aus Eröffnungsrede in der Bischofsetage, Berlin, 2011
Charon, über den Homer kein Wort verliert, ist der Fährmann, der die Toten über den Styx bringt, wenn sie denn das Fahrgeld zur Überfahrt unter der Zunge liegen haben...von den Etruskern als hässlichen und schlangenhaarigen Würger dargestellt, der den Hammer schwingt, taucht Charon in Wagners Bild für E nicht auf...
...was sich an gedämpfter unaufgeregter Farbigkeit und weich geschwungenen Formen sehen lässt, ist eine digitalisierte Röntgenaufnahme eines kleinen Thorax...Sibylle Wagner hat viel mit Röntgen-Bildern experimentiert...
Formen wie Landschaft, Fluss, Grenze...ein durchfluteter Himmel, zwei Körper die sich fast berühren...Skulpturales, Kosmisches, Erotisches, das ich auch in ihrem violetten Messerbild erkenne...und Schriftzeichen als Sinnbild geheimer Botschaften...die Gedanken sind frei...
Rudij Bergamnn, Regisseur/Kritiker , aus der Eröffnungsrede: Galerie Gänzler, 2013 (Röntgenarbeit aus 20 Jahren)
Die Arbeiten von Sibylle Wagner wurzeln in der Tradition der Farbfeldmalerei. Durch die Verwendung moderner Materialien wie Plexiglas, Luftkissenfolie, Raufasetapete, Hartfaserplatten, Vliseline, Filz u.a. verlassen sie jedoch die klassischen Techniken der Malerei. Kulissenartig angeordnete, gewölbte, transparente Lichtsammler-Plexiglasscheiben werden mit anderen banalen, artifiziellen Werkstoffen zu MaterialCollagen kombiniert, die durch das einfallende Licht zu Farbräumen transformiert werden. Das zentrale Thema der Arbeiten von Sibylle Wagner ist das Licht, das die Farben erst durch Brechung und Reflektion an den verwendeten Materialien erzeugt. Die kalten, künstlichen, alltäglichen Materialien strahlen, vom Licht angeregt, höchst sinnliche Farben aus, die durch eine minimalistische Komposition der Bilder zu meditativer Kraft gebündelt werden.
Jochen Höltje (†), Galerist, 2008
Potsdamer Nachrichten, 2015
Badische Neueste Nachrichten, 2013
Der Tagesspiegel, 2018